Die Rizzi-Stamps

Auch wenn die Pop Art berühmt dafür ist, dass sie die Natur des Originals in Frage stellt, indem sie mit Serigraphien und Vervielfältigungen arbeitet, so dürfte James Rizzis Briefmarkenprojekt doch allein von der Auflagenhöhe her so ziemlich jedes andere Projekt in der Geschichte der Kunsteditionen in den Schatten stellen.

Denn die Bundesrepublik Deutschland hat mehr als eine Milliarde Briefmarken mit Rizzi-Motiven gedruckt. Doch nicht nur die nackten Zahlen sind beeindruckend: es war auch das erste Mal, dass die Werke eines lebenden Künstlers mitsamt Signatur auf deutschen Briefmarken erschienen.

Rizzi liebte die Herausforderung. Und so war die Aussicht, auf viereinhalb mal zweieinhalb Zentimetern Briefmarkenfläche die kleinsten „Rizzis“ aller Zeiten zu kreieren, für ihn ein besonderer Ansporn. Noch dazu galt es, vorgegebene Grußtexte, von „Danke“ und „Alles Gute“ bis zu „Herzlichen Grüßen“ und „Herzlichen Glückwunsch“, gestalterisch umzusetzen. Rizzi wählte hierfür Motive aus Tierwelt und Natur. Warum gerade Tiere? „Ich wollte etwas Universelles schaffen, was alle Menschen gleichermaßen anspricht.“

Und ansprechend sind die vier lebendigen Briefmarkenmotive auf alle Fälle geworden.

Dabei sind sie fern von abstrakter Allgemeinheit, sondern reflektieren durchaus James Rizzi ganz persönlich. So enthalten etwa zwei der Marken, die Motive „Herzliche Grüße“ und „Danke“, den Rizzi-Bird, einen kleinen gelben Vogel, der fast schon zum Markenzeichen des Künstlers geworden ist: als Dankes-Bote begleitet diesen eine Blume, die von einer Hand überreicht wird; als herzlich Grüßender sitzt er auf dem Mond, dessen zunehmende Sichel, so Rizzi, ebenso sehr Licht in die Nacht bringe wie die Sonne Licht und Wärme in den Tag. Für Rizzi sind Licht und Wärme zwei Geschenke der Gestirne, die ebenso lebenswichtig sind wie die Botschaften und Gedanken, die andere an uns senden – ob postalisch oder im Stillen. Eng mit Rizzis Biographie verwoben sind auch die Motive zu „Herzlichen Glückwunsch“ und „Alles Gute“, Fische und Katzen: „Fische waren für mich seit jeher ein Glückssymbol. Daher wollte ich sie mit einem Herzen die Glückwünsche des Briefeschreibers überbringen lassen.“ Die flotten Katzen hinter dem Lattenzaun schließlich sind inspiriert von Rizzis eigener Katze Tippytoes, und die Farbwahl von Zaun und Sternenhimmel erinnert nicht von ungefähr an das amerikanische Sternenbanner – Grüße ganz international.

Rizzi, selbst Markensammler, betonte, dass er es als besondere Ehre empfinde, für die Gestaltung deutscher Briefmarken ausgewählt worden zu sein. Er könne es kaum abwarten, die ersten Briefe mit seinen eigenen Briefmarken zu versenden – auch wenn er dafür „seinem“ New Yorker Postamt untreu werden müsse.

Die Erstausgabe der Rizzi-Marken wurde im Rahmen einer Rizzi-Ausstellung in der Bundeskunsthalle zu Bonn und in Anwesenheit des Künstlers vom damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück an den Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Post AG, Dr. Frank Apel, feierlich übergeben.

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