2001

Fertigstellung und Einweihung des „Happy Rizzi House“ in Braunschweig

In James Rizzis Bildern geht es vorwiegend um Menschen und ihr Leben, aber ebenso um die Lebenswelten, die sie bevölkern. Rizzis Idee: fröhliche Menschen brauchen eine ebenso fröhliche Umwelt, die nicht mit ihrer Freiheit konkurriert, sondern sie fördert. Angesichts dieses wahrhaft humanistischen Ansatzes überrascht es nicht, dass sich James Rizzi nicht damit begnügte, seine Vision einer fröhlichen Utopie zu malen, sondern sie auch im Großen umsetzen wollte. Rizzis phänomenales Projekt des „Happy Rizzi Haus“ spiegelt nicht nur sein Streben nach einem fröhlichen Zusammenleben mit anderen Menschen, Tieren und Dingen wider, sondern zeigt auch, wie sehr Rizzi von Friedensreich Hundertwasser inspiriert ist, der sich bekanntlich ebenfalls um die Strukturen urbanen Lebens bemühte. So sehr Rizzi jedoch Hundertwassers Werk bewundert, so sprechen seine Projekte doch ganz deutlich ihre eigene Sprache; sie spielen dezent auf das Werk des berühmten österreichischen Künstlers an, ohne ihn direkt zu zitieren. Es ist der Braunschweiger Galerist Olaf Jaeschke, der 1997 mit der Idee eines Rizzi-Hauses an James Rizzi herantritt. Er gewinnt den Architekten Konrad Kloster, ohne dessen architektonisches Können die umwerfende Konstruktion nicht möglich gewesen wäre. So entsteht ein Gebäude, das beides miteinander verbindet – das Bemühen um eine wahrhaft rizzi-hafte Erscheinung mit einem Haus, das der örtlichen architektonischen Tradition Rechnung trägt. Trotz Anklängen an Braunschweigs Geschichte und Tradition gelangt das Happy Rizzi Haus zu einer originellen und eigenständigen Architektur, die sowohl durch die Verwendung leuchtender Farben als auch ungewöhnlicher Formen besticht. Damit erstgenannte auch kommenden Generationen möglichst lange erhalten bleiben, werden abwaschbare Acrylfarben verwendet. Das Gebäude selbst ist aus vorgefertigten Baumaterialien hergestellt, die erst durch die Aufbringung der Wärmedämmung ihre rechteckigen Formen verloren und sich in eine vielschichtige Struktur unterschiedlicher Ebenen verwandelt haben. Über 300 Fenster sind eingesetzt – einige von ihnen herz-, mond- oder blumenförmig; sie erlauben eine kindliche und gänzlich neue Sicht auf die Außenwelt. So beschränkt sich Rizzis Versuch, eine phantasievolle Umwelt zu gestalten, nicht auf das Äußerliche des Hauses. Die Tatsache, dass Kunst die architektonische Forma als solche beeinflusst, sorgt dafür, dass das Happy Rizzi Haus ein Kunstwerk von außen wie von innen geworden ist, selbst wenn der Künstler darauf verzichtet, auch im Inneren leuchtende und intensive Farben zu verwenden, um der Fantasie der Bewohner eigenen Gestaltungsspielraum zu lassen. Schließlich dringt Farbe durch die zahlreichen Fenster ins Haus, die innen wie außen stets neue Entdeckungen ermöglichen. Der Dachgarten mit seiner atemberaubenden Aussicht über Braunschweig stellt einen wunderbaren Abschluss nach oben dar. Natürlich kann ein Projekt wie das des Happy Rizzi Hauses nicht ohne umfängliche Debatten umgesetzt werden. Das deutsche Baurecht kann recht streng sein, und die Tatsache, dass das Happy Rizzi Haus unmittelbar an die historische Altstadt grenzen sollte, weckt anfangs Befürchtungen, dass etwas allzu Fremdes ins Stadtbild einziehen würde. Doch die Begeisterung, mit der Pro und Kontra abgewogen werden und letztlich die Entscheidung für das Projekt fällt, zeigt, welche Wertschätzung die Braunschweiger dem Happy Rizzi Haus schon damals entgegenbrachten. Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren wird das Haus 2001 am Ackerhof 4 eingeweiht. Bis 2012 dient es als Bürogebäude, mittlerweile sitzt darin, passend zum Motto, die Verwaltung des Braunschweiger Modeunternehmens „New Yorker“.

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